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Grundprinzipien für die Realisierung der Luftdichtheit

Prinzipien

Als wichtige Grundregel für die Planung der Luftdichtheit gilt das Prinzip der „einen durchgehenden dichten Gebäudehülle“, leicht nachvollziehbar mit der sog. „Stiftregel“ (vgl. die folgende Abbildung). Die gesamte Gebäudehülle muss in jedem Zeichnungsschnitt mit einem Stift unterbrechungsfrei abgefahren werden können. An jeder Stelle muss im Detail geklärt sein, wie die luftdichte Verbindung hergestellt wird.
Damit ist klar, dass es sich bei der Luftdichtheit zunächst primär um eine Planungsaufgabe handelt.
Nur was eindeutig geplant ist, kann später vom Handwerker auch luftdicht ausgeführt werden.

Details sind wichtig - entscheidend ist aber vor allem, dass das
Grundkonzept stimmt! Wirklich luftdicht kann eine Gebäude-
hülle nur werden, wenn es EINE das gesamte beheizte Volumen
umfassende ununterbrochene luftdichte Hülle gibt (rote Linie).


Notwendig ist dabei, dass EINE luftdichte Ebene geplant und realisiert wird. Zwei „fast“ dichte Ebenen nützen nicht viel - die sind auch zusammen immer noch undicht! Dies kann man sich z.B. durch eine Leckage an einer Haustür vorstellen, welche nicht durch eine undichte Vorraumtür behoben wird. Oder auch durch dieses Gleichnis: Zwei Eimer mit je einem Loch; ineinander gestellt läuft noch immer Wasser heraus.

Entscheidend ist, dass das Konzept für die Luftdichtheit dauerhaft angelegt ist. Welche Konzepte dabei eine für lange Zeit garantierte Luftdichtheit ermöglichen, wurde vom Passivhaus Institut im Rahmen eines IEA-Forschungsprojektes untersucht. Eine Kurzfassung der wesentlichen Ergebnisse finden Sie in diesem Artikel (pdf, 1 MB) von Søren Peper. Die Langfassung des Forschungsberichtes (7,2 MB) findet sich hier: Download Dauerhaftigkeit.

Luftdichtes Bauen ist keine Frage der Bauweise

Realisierte Beispiele von Passivhäusern im Massivbau, Holzbau, Fertigbauteilbau, in Schalungselementetechnik und im Stahlbau zeigen, dass es für die Luftdichtheit nicht auf die Bauweise ankommt. Søren Peper vom Passivhaus Institut hat nach systematischen Untersuchungen belegt, dass n50-Werte zwischen 0,2 und 0,6 h-1 heute bei sorgfältiger Planung und gewissenhafter Ausführung reproduzierbar erreicht werden können. Dazu gibt es Ausführungsdetails für alle wichtigen Anschlüsse und Durchdringungen. Mittlerweile gibt es dazu von zahlreichen Herstellern diverse geeignete Produkte die auch dauerhaft luftdicht sind (siehe dazu auch die zertifizierten Luftdichtheits-Produkte sowie Informationen beim Fachverband für Luftdichtheit www.flib.de)

Planungsschritte Luftdichtheit:

  1. Für jedes Außenbauteil muss festgelegt werden, welche Bauteilschicht die Luftdichtung übernimmt (z.B. die luftdicht qualifizierte OSB-Platte oder Folie bei einer Dachkonstruktion, der Innenputz bei einer gemauerten Wand, die Betondecke zwischen Keller und Erdgeschoss,…). Die Lage dieser luftdichtenden Ebene wird als rote Linie im Schnitt bzw. im Grundriss eingezeichnet. Das beheizte Volumen muss vollständig von luftdichtenden Ebenen eingeschlossen sein.
  2. Im zweiten Schritt muss geplant werden, wie die luftdichten Bauteilschichten an den Stößen dauerhaft luftdicht verbunden werden. Wichtig: Es reicht nicht, z.B. den Fensterrahmen an die gemauerte Wand „anzuschließen“ (die Mauerebene ist nämlich nicht luftdicht!). Vielmehr muss der Blendrahmen an die luftdichtende Ebene der Außenwand, das ist z.B. im Massivbau i.a. der Innenputz, dauerhaft luftdicht angeschlossen werden. Dazu eignet sich in diesem Beispiel z.B. ein überputzbares Klebeband oder eine Anputzleiste (APU-Leiste).
  3. Im dritten Schritt müssen evtl. erforderliche Durchdringungen geplant werden: Elektroleitungen und Rohre, die durch eine Kellerdecke gehen, Steckdosen (!) in Außenwänden,… Für diese Aufgabe gibt es heute qualifizierte und bewährte Lösungen und Materialien. Dabei gilt allerdings zuerst die Vermeidungsregel: Es ist zu prüfen, ob die Durchdringung wirklich unvermeidbar ist. So kann z.B. bei einigen Fallrohrbelüftungen auf eine Durchführung verzichtet werden indem Unterdachbelüfter eingesetzt werden. Sinnvoll ist es dann auch die notwendigen Durchdringungen an möglichst wenigen Orten zu bündeln.

Wärmedämmstoffe sind im Allgemeinen NICHT luftdicht. Daher muss die luftdichte Hülle gesondert geplant und hergestellt werden. Im Holzbau werden dazu meist Holzwerkstoffplatten verwendet (an den Stößen verklebt), im Massivbau reicht ein durchgehender Innenputz. Wichtig ist, dass die dichtende Hülle ohne Unterbrechungen ausgeführt wird. Gerade an den Anschlüssen muss das korrekt geplant und sorgfältig ausgeführt werden.

Passivhaus-Architekten beherrschen die Planung guter Anschlussdetails. Dabei kommt es, wie gerade beschrieben, vor allem auf gut ausgeführte Anschlussdetails an - und die müssen in der Regel *geplant* werden, da niemand erwarten kann, dass Handwerker verschiedener Gewerke geeignete Lösungen an der Baustelle entwickeln. Hilfreich sind in dieser Situation daher Systemlösungen, die von der Herstellerseite eines Bauproduktes die luftdichte Ebene und ihre Anschlüsse bereits „mitdenken“. Solche Lösungen stehen mit den zertifizierten Passivhaus-Luftdichtheitssystemen bereits zur Verfügung. Planer finden die Komponenten hier; Hersteller von einschlägigen Produkten eine Darstellung zum Zertifizierungsprozess dort.

Siehe auch

Übersicht der Passipedia-Artikel zum Thema „Luftdichtheit“

planung/luftdichtheit/grundprinzipien/grundprinzipien_fuer_die_verbesserung_der_luftdichtheit.txt · Zuletzt geändert: 2022/01/17 15:02 von wfeist