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planung:haustechnik:lueftung:grundlagen:arten_der_gebaeudelueftung

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planung:haustechnik:lueftung:grundlagen:arten_der_gebaeudelueftung [2018/09/03 10:18] cblagojevicplanung:haustechnik:lueftung:grundlagen:arten_der_gebaeudelueftung [2022/01/20 13:41] (aktuell) – [Literatur] yaling.hsiao@passiv.de
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 In keinem Fall zufriedenstellend ist eine Fugenlüftung durch Undichtheiten (vgl. auch das Thema [[Planung:Luftdichtheit]]): In keinem Fall zufriedenstellend ist eine Fugenlüftung durch Undichtheiten (vgl. auch das Thema [[Planung:Luftdichtheit]]):
   * Wind und Temperaturantrieb schwanken nämlich in Mitteleuropa viel zu stark. In einem Haus, das undicht genug für einen gerade noch ausreichenden Luftwechsel bei schwachem Antrieb ist, zieht es dann bei starkem Wind unerträglich (folgendes Bild).   * Wind und Temperaturantrieb schwanken nämlich in Mitteleuropa viel zu stark. In einem Haus, das undicht genug für einen gerade noch ausreichenden Luftwechsel bei schwachem Antrieb ist, zieht es dann bei starkem Wind unerträglich (folgendes Bild).
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   * Alle Neubauten in Deutschland sind seit 1984 bereits so dicht gebaut, dass der Fugenluftwechsel für eine ausreichende Innenluftqualität bei weitem nicht ausreicht. Das gilt auch für modernisierte Altbauten mit neuen Fenstern.   * Alle Neubauten in Deutschland sind seit 1984 bereits so dicht gebaut, dass der Fugenluftwechsel für eine ausreichende Innenluftqualität bei weitem nicht ausreicht. Das gilt auch für modernisierte Altbauten mit neuen Fenstern.
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   * Ganz abgesehen davon, dass die austretende feuchte Warmluft beim Fugenluftwechsel zu Tauwasserschäden führen kann.\\   * Ganz abgesehen davon, dass die austretende feuchte Warmluft beim Fugenluftwechsel zu Tauwasserschäden führen kann.\\
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 Dementsprechend schlecht ist die Luftqualität und die Gefahr hoher Luftfeuchtigkeit steigt. Weil wir keine direkte Wahrnehmung der Luftgüte im Raum haben und die durch offene Fenster tatsächlich zugeführten Frischluftmengen nicht abschätzen können, ist es selbst für einen Fachmann nur schwer möglich, durch Fensterlüftung einen „gerade richtigen“ Luftaustausch zu erreichen. Dementsprechend schlecht ist die Luftqualität und die Gefahr hoher Luftfeuchtigkeit steigt. Weil wir keine direkte Wahrnehmung der Luftgüte im Raum haben und die durch offene Fenster tatsächlich zugeführten Frischluftmengen nicht abschätzen können, ist es selbst für einen Fachmann nur schwer möglich, durch Fensterlüftung einen „gerade richtigen“ Luftaustausch zu erreichen.
   * Wird zu wenig gelüftet, ist die Luftqualität schlecht und es besteht erhöhte Tauwassergefahr,   * Wird zu wenig gelüftet, ist die Luftqualität schlecht und es besteht erhöhte Tauwassergefahr,
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   * wird zu viel gelüftet, wird die Luft zu trocken und es entsteht ein überhöhter Energieverbrauch.   * wird zu viel gelüftet, wird die Luft zu trocken und es entsteht ein überhöhter Energieverbrauch.
  
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     * Wenn das Fenster zur Stoßlüftung lang genug ganz geöffnet wird, dann wird die verbrauchte Innenluft gegen frische Außenluft ausgetauscht.     * Wenn das Fenster zur Stoßlüftung lang genug ganz geöffnet wird, dann wird die verbrauchte Innenluft gegen frische Außenluft ausgetauscht.
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     * Wenn der Austausch vollständig erfolgt ist, hat es keinen Sinn, die Fenster noch länger offen zu halten (Frischluft gegen Frischluft austauschen?).     * Wenn der Austausch vollständig erfolgt ist, hat es keinen Sinn, die Fenster noch länger offen zu halten (Frischluft gegen Frischluft austauschen?).
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     * Eine Stoßlüftungsprozedur sorgt so für genau einen Luftwechsel.     * Eine Stoßlüftungsprozedur sorgt so für genau einen Luftwechsel.
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     * Erfolgen zwei Stoßlüftungen am Tag, so sind dies zwei Luftwechsel auf 24 h oder ein durchschnittlicher Luftwechsel von 2 / 24 h<sup>-1</sup> < 0,1 h<sup>-1</sup>.     * Erfolgen zwei Stoßlüftungen am Tag, so sind dies zwei Luftwechsel auf 24 h oder ein durchschnittlicher Luftwechsel von 2 / 24 h<sup>-1</sup> < 0,1 h<sup>-1</sup>.
  
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 Im Raum wird (vor allem in der Nacht) ständig Feuchtigkeit in die Luft freigesetzt. Im Raum wird (vor allem in der Nacht) ständig Feuchtigkeit in die Luft freigesetzt.
   * Wird die Luft nicht ausgetauscht, dann steigt die relative Luftfeuchtigkeit an - diese Phasen ansteigender Luftfeuchte sind gut im Diagramm erkennbar.   * Wird die Luft nicht ausgetauscht, dann steigt die relative Luftfeuchtigkeit an - diese Phasen ansteigender Luftfeuchte sind gut im Diagramm erkennbar.
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   * Auch gut zu sehen ist, dass die Feuchtigkeit bei jeder Stoßlüftung schnell auf viel geringere Werte absinkt (Spitzen nach unten). Diese Bewohner lüften sogar mehr als zweimal am Tag - dennoch steigt die Feuchtigkeit im Trend immer mehr an und sie liegt lange Zeit deutlich über 60%.    * Auch gut zu sehen ist, dass die Feuchtigkeit bei jeder Stoßlüftung schnell auf viel geringere Werte absinkt (Spitzen nach unten). Diese Bewohner lüften sogar mehr als zweimal am Tag - dennoch steigt die Feuchtigkeit im Trend immer mehr an und sie liegt lange Zeit deutlich über 60%. 
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   * Die grüne Kurve zeigt die Raumluftfeuchtigkeit in der Nähe der Innenoberfläche der Außenwand. Dort werden regelmäßig mehr als 80% erreicht. Das sind Bedingungen, unter denen Schimmelpilze gut wachsen können (blau hinterlegter Bereich).   * Die grüne Kurve zeigt die Raumluftfeuchtigkeit in der Nähe der Innenoberfläche der Außenwand. Dort werden regelmäßig mehr als 80% erreicht. Das sind Bedingungen, unter denen Schimmelpilze gut wachsen können (blau hinterlegter Bereich).
  
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 Systematische Untersuchungen in Wohnungen haben gezeigt, dass eine gute Luftverteilung in alle Räume mit Frischluftbedarf und eine gesicherte Entlüftung von Feuchträumen am besten durch eine **geregelte Be- und Entlüftung** möglich ist. Systematische Untersuchungen in Wohnungen haben gezeigt, dass eine gute Luftverteilung in alle Räume mit Frischluftbedarf und eine gesicherte Entlüftung von Feuchträumen am besten durch eine **geregelte Be- und Entlüftung** möglich ist.
   * Dabei wird die frische Zuluft gezielt den Wohn-, Arbeits-, Kinder- und Schlafzimmern zugeführt. In diesen Räumen gibt es jeweils mindestens einen Zuluftauslass.   * Dabei wird die frische Zuluft gezielt den Wohn-, Arbeits-, Kinder- und Schlafzimmern zugeführt. In diesen Räumen gibt es jeweils mindestens einen Zuluftauslass.
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   * Wie bei den Abluftanlagen werden Küchen, Bäder, WCs und andere belastete Räume gezielt entlüftet: Dort gibt es jeweils Abluftauslässe.   * Wie bei den Abluftanlagen werden Küchen, Bäder, WCs und andere belastete Räume gezielt entlüftet: Dort gibt es jeweils Abluftauslässe.
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   * In der Wohnung stellt sich eine gerichtete Durchströmung ein: Die Frischluft kommt zunächst in die Hauptaufenthaltsräume (Grafik). Sie strömt dann durch Überströmzonen (normalerweise den Flur) in die Feuchträume. Dort herrscht ein relativ großer Luftwechsel, so dass z.B. Handtücher schnell trocknen.\\   * In der Wohnung stellt sich eine gerichtete Durchströmung ein: Die Frischluft kommt zunächst in die Hauptaufenthaltsräume (Grafik). Sie strömt dann durch Überströmzonen (normalerweise den Flur) in die Feuchträume. Dort herrscht ein relativ großer Luftwechsel, so dass z.B. Handtücher schnell trocknen.\\
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 ===== Literatur ===== ===== Literatur =====
  
-**[Feist 2003]** Feist, Wolfgang: Empfehlungen zur Lüftungsstrategie, in Protokollband 23 des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser, Passivhaus Institut, 2003 ({{:picopen:faxb.pdf|Link zur Publikationsliste des PHI}})+**[Feist 2003]** Feist, Wolfgang: Empfehlungen zur Lüftungsstrategie, in Protokollband 23 des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser, Passivhaus Institut, 2003 [[https://shop.passivehouse.com/de/products/23-einfluss-der-luftungsstrategie-auf-die-schadstoffkonzentration-und-ausbreitung-im-raum-41/|Link zur PHI Publikation]]
planung/haustechnik/lueftung/grundlagen/arten_der_gebaeudelueftung.1535962681.txt.gz · Zuletzt geändert: 2018/09/03 10:18 von cblagojevic