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planung:luftdichtheit:grundprinzipien

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planung:luftdichtheit:grundprinzipien [2018/01/09 15:51] speperplanung:luftdichtheit:grundprinzipien [2022/09/01 15:22] (aktuell) – [Volumenberechnung] wfeist
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-===== Prüfung der Luftdichtheit (Dichtheitsmessung) ===== 
  
-Die Dichtheit eine Gebäudes kann mittels eines Drucktest (Dichtheitsmessung oder „Blower Door Test“) festgestellt werden. Die gesamte Restleckage eines Hauses wird mit der Messung bestimmt. Für den Test wird in eine Tür- oder Fensteröffnung ein Gebläse eingebaut, mit welchem im ganzen Haus Unter- und danach Überdruck erzeugt wird. Mittels der Messvorrichtung am Gebläse wird bei Über- und Unterdrücken der geförderte Volumenstrom bei 10 bis ca. 70 Pa Druckdifferenz gemessen und ausgewertet. Daraus wird dann als charakteristische Wert der Volumenstrom bei einer Druckdifferenz von 50 Pa ermittelt [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[EN 13829] ]].\\ 
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-|{{ :picopen:09_blower_door_1_mit_logo.png?284 }}|{{ :picopen:09_blower_door_2_mit_logo.png?300 }}| 
-|//**Abbildung 1: Prinzipieller Messaufbau für die Messung der Luftdichtheit [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper/Feist/Sariri 1999] ]].**//||\\ 
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-Als Ergebnis wird die Leckagerate n<sub>50</sub> mit der Einheit [1/h] bei der Prüfdruckdifferenz von 50 Pa berechnet. Sie ergibt sich aus dem gemessenen Leckagenvolumenstrom bei 50 Pa Druckdifferenz (Mittelwert aus Unter- und Überdruck) in der Einheit [m³/h], geteilt durch das Gebäudeluftvolumen V<sub>L</sub> in [m³]. Bezogen auf die Gebäudehüllfläche A [m²] ergibt sich der q<sub>50</sub>-Wert (Einheit [m³/(m²h)]). 
  
-Drucktestergebnisse von unsanierten Altbauten liegen häufig in der Größenordnung zwischen 3 und 6 h<sup>-1</sup>; allerdings werden auch noch deutlich höhere Werte festgestellt. Energieeffiziente Gebäude sollten Werte kleiner 1 h<sup>-1</sup> erreichen; der Zielwert für Passivhäuser liegt unterhalb 0,6 h<sup>-1</sup>. Diese hohe Anforderung wird regelmäßig erreicht (vgl. [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper 2000] ]]). Auch bei sanierten Gebäude können so gute Luftdichtheitswerte regelmäßig erreicht werden wenn dies vom Beginn an im Fokus der Planung steht. Als Beispiele können hier die gut dokumentierten Sanierungen in Frankfurt a.M., Ludwigshafen und Nürnberg angegeben werden. Bei diesen Komplettsanierungen wurden Messwerte zwischen 0,4 und 0,7 h<sup>-1</sup> gemessen [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Kaufmann/Peper/Pfluger/ Feist 2009] ]] [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper/Feist 2008] ]] [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Darup et all 2005] ]]. 
  
-Bei fachgerechter Planung der Luftdichtheit und professioneller Ausführung unter Verwendung von geeigneten Materialien kann davon ausgegangen werden, dass die hohen Dichtheitswerte dauerhaft für ein Gebäude bestehen bleiben [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper/Kah/Feist 2005] ]].\\ 
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-===== Luftdichtheitsmessung bei Sanierungsvorhaben ===== 
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-Je nach Umfang der Sanierungsvorhabens (Teil- oder Vollsanierung) wird die Luftdichtheit des Gebäudes ergänzt oder ganz neu geplant. Zumindest bei Vollsanierungsvorhaben ist es sinnvoll und hilfreich die **Luftdichtheit vor und nach den Sanierungsarbeiten festzustellen**. Mit der Messung vor Beginn der Sanierungsarbeiten (sog. Erst- oder Vorabmessung) können Problembereiche überprüft bzw. festgestellt werden, bei denen die Luftdichtheit ggf. nicht ausreichend ist. Diese Erkenntnisse sollten dann in die Planung der Luftdichtheit einfließen. 
  
-__Beispiel:__ Der Fußboden im Erdgeschoss über dem unbeheizten Keller eines zu sanierenden Gebäude zeigt optisch Risse in der Fläche und an den Anschlüssen zu den Außen- und Innenwänden. Die Auswirkung auf die Luftdichtheit ist nicht bekannt. Deshalb wird die Luftdichtheit des Bereiches bei der Erstmessung untersucht um das Sanierungsvorgehen in diesem Bereich festzulegen. 
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-Mit der Erstmessung wird gleichzeitig der Ausgangswert des Vorhabens dokumentiert mit dem sich dann die realisierte Verbesserung zur Messung nach der Sanierung feststellen lässt. Dabei muss für die Planung schon bei der Erstmessung untersucht werden, welche Bauteile die luftdichte Ebene darstellen. Wenn sich diese bereichsweise als ausreichend luftdicht erweisen (z.B. intakter Innenputz) können sie in das neue Konzept übernommen werden.\\ 
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-==== Durchführungshinweise ==== 
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-Wenn bei einem Gebäude eine besonders niedrige Luftdichtheit zu erwarten ist (viele Leckagen), bzw. es sich um ein besonders großes Gebäude handelt, kann der Drucktest mit mehreren Gebläsen durchgeführt werden. Nach der Norm [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[EN 13829] ]] handelt es sich für große Gebäude (ab etwa 4.000 m³) auch um eine gültige Messung, wenn eine Druckdifferenz zwischen innen und außen von nur mindestens 25 Pa erreicht wird. 
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-Um das zu untersuchende Volumen zu verringern ist es bei Luftdichtheitsmessung von großen Gebäuden auch möglich das Gebäude in Teilabschnitten zu untersuchen. Dazu muss geprüft werden, ob eine Aufteilung in zwei oder mehr Zonen technisch umsetzbar ist. In vielen Fällen wird sich die Trennung nicht 100 % luftdicht ausführen lassen. Dann werden die internen Leckagen mitgemessen und verfälschen den Messwert. Denkbar ist hier der Einsatz von einem weiteren Gebläse um im Restgebäude entsprechend den gleichen Druck aufzubauen („Schutzdruckmessung“). Der Aufwand für die Trennung des Gebäudes kann ggf. sehr groß werden. Diese Methode ist daher nur eingeschränkt zu empfehlen. 
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-Die Messungen sollten im Nutzungszustand des Gebäudes erfolgen. Das bedeutet, dass bei der Gebäudepräparation für die Messung nur Abklebungen von Öffnungen erfolgen dürfen, die auch sonst fest verschlossen sind. Zuluftöffnungen für z.B. eine raumluftabhängige Brennstelle (z.B. Gasetagenheizung oder Kohleofen) dürfen für die Messung nicht verschlossen oder abgeklebt werden. Diese Öffnungen sind im Betrieb notwendig und immer geöffnet; damit haben sie einen Einfluss auf die Luftdichtheit des Gebäudes und damit auf dessen thermische Beurteilung. 
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-Bei der Durchführung der Messung ist es auf jeden Fall angeraten immer eine Unter- UND Überdruckmessreihe durchzuführen um das Gebäudeverhalten besser abzubilden und die Messgenauigkeit zu erhöhen. Der größere Zeitaufwand besteht in der Gebäudepräparation und in der Leckagesuche; die eigentliche Messung ist dagegen normalerweise dann in ca. nur 30 bis 40 Minuten durchführbar. Daher ist es nicht sinnvoll hier Zeit einzusparen.\\ 
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-==== Volumenberechnung ==== 
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-Der bei der Messung festgestellte Leckagevolumenstrom V<sub>50</sub> [m³/h] wird üblicherweise auf das tatsächlich beheizte Volumen V des untersuchten Gebäudes bzw. Gebäudeteils bezogen . Damit wird der Kennwert n<sub>50</sub> [1/h] berechnet.\\ 
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-{{ :picopen:luftdichtheit_altbau_formel_1.jpg?110 }}\\ 
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-Dieser ist von der Gebäudegröße unabhängig und kann gut zum Vergleich zwischen Gebäuden bzw. vor und nach der Sanierung genutzt werden. Das tatsächlich beheizte Gebäudevolumen berechnet sich aus der beheizten Wohnfläche mal der lichten Raumhöhe. 
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-Bei der Gebäudevolumenberechnung wird das Volumen in einer Wand, welches sich durch den Einbau eines Fensters oder einer Tür ergibt, nicht berücksichtigt. Auch bei abgehängten Decken wird nur das lichte Maß bis zur Abhängung berücksichtigt. Dies gilt unabhängig davon wie luftdicht die Abhängung ausgeführt ist. Diese Vereinbarung in Ergänzung der Norm [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[EN 13829] ]] nach [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[FliB 2002] ]] vereinfacht u.a. die Messungen in Altbauten, bei denen keine Detailpläne vorhanden sind. 
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-Unterzüge, sichtbare Sparren etc. werden nicht zum Abzug gebracht. Volumen unter Dachschrägen etc. werden mit ihrer tatsächlichen Größe berücksichtigt. Befinden sich Treppenräume innerhalb der luftdichten Ebene werden diese ebenfalls mit ihrer Grundfläche und der lichten Höhe ohne Berücksichtigung der Treppe selber angesetzt. Das bedeutet, dass das Volumen der Treppenstufen nicht vom Gebäudevolumen abgezogen wird (Vereinfachung der Berechnung).  
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-Sollten bei einer Messung nach der Sanierung z.B. der Fußbodenaufbau bzw. die abgehängte Decke noch nicht oder noch nicht vollständig vorhanden sein, wird trotzdem das Volumen des fertigen Zustandes angesetzt. 
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-Das Volumen muss dabei vom Prüfer selber ermittelt und nachvollziehbar dokumentiert werden oder die verwendete Berechnung eines Dritten muss überprüft werden. Die raumweise Aufstellung muss in beiden Fällen dem Prüfprotokoll beigefügt werden, wobei die Quelle für die Maße angegeben werden sollte. 
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-Bei großen Gebäuden (ab ca. 1.500 m³) wird es aufgrund des günstiger werdenden A/V–Verhältnisses (Oberfläche zu Volumen) immer einfacher niedrige n<sub>50</sub>-Werte zu realisieren. Bezogen auf die Hüllfläche wird das Gebäude aber - bei gleichbleibendem n<sub>50</sub>-Wert - immer undichter (siehe //**Abbildung 2**// mit //**Tabelle 1**//). Daher ist es notwendig auch den sogenannten q<sub>50</sub>-Wert [m³/h/m²] zu bestimmen. Dieser ergibt sich aus dem Leckagevolumenstrom V<sub>50</sub> im Verhältnis zur gesamten Hüllfläche des Gebäudes.\\ 
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-{{ :picopen:luftdichtheit_altbau_formel_2.jpg?140 }}\\ 
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-Zur Kalkulation der in einem großen Gebäude für die Messung benötigten Luftfördereinrichtungen (Ventilatoren) ist der q<sub>50</sub>-Wert besser geeignet.  
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-Die Berechnung der Hüllfläche ist in [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[EN 13829] ]] angegeben. Als Hüllfläche wird die Gesamtfläche aller Böden, Wände und Decken verstanden welche das Volumen umschließen (beim Reihenhaus auch die Trennwände zum Nachbargebäude). Auch die Bereiche unter dem Erdniveau sind dabei eingeschlossen. Zur Berechnung werden die „__Innen__maße über alles“ verwendet. Die Stirnfläche von einbindenden Innenwänden, Decken und Böden werden __nicht__ abgezogen, was die Berechnung vereinfacht.\\ 
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-|{{ :picopen:n50_q50_deu_saeulen.png?500 }}| 
-|//**Abbildung 2: Zusammenhang vom q<sub>50</sub>-Wert bei 6 unterschiedlich großen\\ Beispielgebäuden (Ansatz: Einfache Quaderformen unterschiedlicher\\ Abmessungen) bei gleichbleibendem n<sub>50</sub>-Wert.**//|\\ 
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-|   ^V\\ [m<sup>3</sup>]^A\\ [m<sup>2</sup>]^A/V\\ [1/m]^n<sub>50</sub>\\ [1/h]^V<sub>50</sub>\\ [1/h]^q<sub>50</sub>\\ [m<sup>3</sup>/h/m<sup>2</sup>]^ 
-^Gebäude 1|   200     210     1.05     **0.6**     120     **0.57**   | 
-^Gebäude 2|   360     312     0.87     **0.6**     216     **0.69**   | 
-^Gebäude 3|   4 080     1 568     0.38     **0.6**     2 448     **1.56**   | 
-^Gebäude 4|   9 000     2 820     0.31     **0.6**     5 400     **1.91**   | 
-^Gebäude 5|   25 200     5 500     0.22     **0.6**     15 120     **2.75**   | 
-^Gebäude 6|   62 500     10 000     0.16     **0.6**     37 500     **3.75**   |\\ 
-//**Tabelle 1: Daten der 6 Gebäude zur Darstellung in Abbildung 2.**//\\ 
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 ===== Prinzipien für die Planung der Luftdichtheit ===== ===== Prinzipien für die Planung der Luftdichtheit =====
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 ^1. **„Stiftregel“**: Die Dichtebene der Hülle muss im Plan (für jeden Gebäudeschnitt) mit einem Stift rund um das Gebäude abgefahren werden können, ohne ein einziges Mal abzusetzen - bis auf evtl. bewusst projektierte Lüftungsöffnungen.   ^\\ ^1. **„Stiftregel“**: Die Dichtebene der Hülle muss im Plan (für jeden Gebäudeschnitt) mit einem Stift rund um das Gebäude abgefahren werden können, ohne ein einziges Mal abzusetzen - bis auf evtl. bewusst projektierte Lüftungsöffnungen.   ^\\
-\\+
 ^2. Es muss **__eine__ einzige durchgehende Dichtebene** geben. Undichtheiten können NICHT durch eine weitere Dichtebene an vor- oder nachgelagerter Stelle (z.B. doppelte Lippendichtungen an Fenstern, Windfangtür hinter der Haustür) behoben werden. Deutlich wird dies durch folgenden Vergleich: Ein Leck in einem Wassereimer wird nicht dadurch behoben, dass dieser in einen zweiten, ebenfalls defekten Eimer hineingestellt wird.   ^\\ ^2. Es muss **__eine__ einzige durchgehende Dichtebene** geben. Undichtheiten können NICHT durch eine weitere Dichtebene an vor- oder nachgelagerter Stelle (z.B. doppelte Lippendichtungen an Fenstern, Windfangtür hinter der Haustür) behoben werden. Deutlich wird dies durch folgenden Vergleich: Ein Leck in einem Wassereimer wird nicht dadurch behoben, dass dieser in einen zweiten, ebenfalls defekten Eimer hineingestellt wird.   ^\\
-\\+
 Für die erfolgreiche Planung der Luftdichtheit - egal ob für einen Neubau oder eine Altbausanierung - helfen neben dem Grundprinzip die folgende Leitlinien (nach [[planung:sanierung_mit_passivhaus_komponenten:waermeschutz:luftdichtheit#Literatur|[Feist 1995] ]]): Für die erfolgreiche Planung der Luftdichtheit - egal ob für einen Neubau oder eine Altbausanierung - helfen neben dem Grundprinzip die folgende Leitlinien (nach [[planung:sanierung_mit_passivhaus_komponenten:waermeschutz:luftdichtheit#Literatur|[Feist 1995] ]]):
  
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-===== Grundlagen der Planung =====+===== Bestimmungsstücke für die Planung luftdichter Gebäudehüllen =====
  
 Während der Planung der Luftdichtheit müssen die drei baulichen Elemente unterschieden und berücksichtigt werden: Während der Planung der Luftdichtheit müssen die drei baulichen Elemente unterschieden und berücksichtigt werden:
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 Die Festlegung der exakt definierten luftdichten Ebene in der Fläche richtet sich nach den eingesetzten Materialien, also nach dem Wand- bzw. Dach- oder Bodenaufbau. Übliche Baumaterialien verfügen über stark voneinander abweichende Luftdurchlässigkeiten. Letztendlich können vier Materialgruppen eingesetzt werden, um die luftdichte Ebene zu realisieren: Die Festlegung der exakt definierten luftdichten Ebene in der Fläche richtet sich nach den eingesetzten Materialien, also nach dem Wand- bzw. Dach- oder Bodenaufbau. Übliche Baumaterialien verfügen über stark voneinander abweichende Luftdurchlässigkeiten. Letztendlich können vier Materialgruppen eingesetzt werden, um die luftdichte Ebene zu realisieren:
  
-  - PE-Folien / Armierte Baupappen+  - Luftdichtheitsbahnen((z.B. PE-Folien aber auch qualifizierte PE-HD-Vliesstoffe, die dann diffusionsoffen sind)) / Armierte Baupappen
   - Innenputz   - Innenputz
   - Beton   - Beton
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 Luftdichtheitskonzepte jeder Art sind immer eine Kombination dieser Materialien. Es muss in der Praxis prinzipiell möglich sein, die jeweiligen Materialien entweder weitgehend fugenfrei zu verarbeiten oder die Stoßstellen mit vertretbarem Aufwand dauerhaft wirksam abdichten zu können. Luftdichtheitskonzepte jeder Art sind immer eine Kombination dieser Materialien. Es muss in der Praxis prinzipiell möglich sein, die jeweiligen Materialien entweder weitgehend fugenfrei zu verarbeiten oder die Stoßstellen mit vertretbarem Aufwand dauerhaft wirksam abdichten zu können.
  
-Beim **Massivbau** wird im Normalfall der Innenputz als luftdichte Ebene verwendet. Der durchgehende Putz wird benötigt, da unverputztes Mauerwerk generell nicht luftdicht ist. Der nicht unterbrochene Innenputz muss von Rohdecke bis ganz auf den Rohfußboden (vor Einbringung des Estrichs!) gezogen und kraftschlüssig verbunden werden. Abweichend von den üblichen Verputzarbeiten ist es dabei wichtig, dass auch „nicht sichtbare Bereiche“, wie z.B. hinter Treppen und z.B. hinter Vorwandinstallationen im Bad, akkurat verputzt werden müssen. Dabei geht es an diesen Bereichen nicht um die Optik, sondern nur um einen dichten Materialauftrag. Für solche Bereiche hat es sich als praktikabel erwiesen, bereits im Rohbau einen „Vorputz“ als einfachen Mörtelglattstrich ausführen zu lassen. Werden Betonwände erstellt welche kraftschlüssig verbunden sind, gelten diese als einzige Tragwerksbaustoffe für sich allein luftdicht.+Beim **Massivbau** wird im Normalfall der Innenputz als luftdichte Ebene verwendet. Der durchgehende Putz wird benötigt, da unverputztes Mauerwerk generell nicht luftdicht ist((Das hatte Max von Pettenkofer schon sehr früh erkannt; die wesentliche Undichtheit kommt von den Fugen, aber auch mikroskopische Risse in traditionellen Mauersteinen tragen dazu bei. Raisch u.a. haben dann gezeigt, dass die Außenwände z.B. durch einen durchgehenden rissfreien Innenputz ausreichend luftdicht werden)). Der nicht unterbrochene Innenputz muss von Rohdecke bis ganz auf den Rohfußboden (vor Einbringung des Estrichs!) gezogen und kraftschlüssig verbunden werden. Abweichend von den üblichen Verputzarbeiten ist es dabei wichtig, dass auch „nicht sichtbare Bereiche“, wie z.B. hinter Treppen und z.B. hinter Vorwandinstallationen im Bad, akkurat verputzt werden müssen. Dabei geht es an diesen Bereichen nicht um die Optik, sondern nur um einen glatt gestrichenen Materialauftrag. Für solche Bereiche hat es sich als praktikabel erwiesen, bereits im Rohbau einen „Vorputz“ als einfachen Mörtelglattstrich ausführen zu lassen. Werden Betonwände erstelltwelche kraftschlüssig verbunden sind, können diese als einzige Tragwerksbaustoffe für sich allein als luftdicht gelten.
  
 Im **Leicht- oder Mischbau** kommen als luftdichte Ebene Holzspan-, Sperrholz-, OSB- und Holzhartfaserplatten zum Einsatz. Im Normalfall werden diese auf einer Konterlattung montiert und müssen anschließend an den Stößen luftdicht abgeklebt oder verbunden werden. Dafür stehen vorgefertigte Folien und Pappstreifen und Klebebänder zur Verfügung. Im **Leicht- oder Mischbau** kommen als luftdichte Ebene Holzspan-, Sperrholz-, OSB- und Holzhartfaserplatten zum Einsatz. Im Normalfall werden diese auf einer Konterlattung montiert und müssen anschließend an den Stößen luftdicht abgeklebt oder verbunden werden. Dafür stehen vorgefertigte Folien und Pappstreifen und Klebebänder zur Verfügung.
  
-Eine zuverlässige Lösung im Leichtbau ist die „Doppelnutzung“ der Dampfbremse [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Feist 1997] ]]. Diese befindet sich auf der Innenseite des Tragwerks und ist von der raumseitigen Bekleidung normalerweise durch deren Traglattung getrennt. Es ergibt sich ein Abstand von der raumseitigen Bekleidung, der für haustechnische Installationen verwendet werden kann. Eine andere Möglichkeit ist, dass sich die Dampfbremse unmittelbar hinter der inneren Verkleidung befindet. Als Dampfbremsen kommen nur diffusionsdichte Materialien zur Anwendung, womit die Luftdichtheit automatisch gewährleistet ist. Üblich ist die Verwendung von Folien oder armierte Baupappen. Bei der Verwendung von durchgehenden Polyethylenfolien (z.B. bei Holzkonstruktionen wie Sparrendächern) sollten diese raumseitig von der Wärmedämmung angebracht werden.\\+Eine zuverlässige Lösung im Leichtbau ist die „Doppelnutzung“ der Dampfbremse [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Feist 1997] ]]. Eine solche befindet sich auf der Innenseite des Tragwerks und ist von der raumseitigen Bekleidung normalerweise durch deren Traglattung getrennt. Es ergibt sich ein Abstand von der raumseitigen Bekleidung, der z.B. auch für haustechnische Installationen verwendet werden kann. Eine andere Möglichkeit ist, dass sich die Dampfbremse unmittelbar hinter der inneren Verkleidung befindet. Als Dampfbremsen kommen nur Materialien mit höherem Diffusionswiderstand zur Anwendung, womit die Luftdichtheit automatisch gewährleistet ist((Anders formuliert: Ein nicht luftdichte Dampfbremse kann gar nicht als Dampfbremse wirksam sein)). Üblich ist die Verwendung von Dampfbremsbahnen oder armierte Baupappen. Bei der Verwendung solcher durchgehenden Bahnen (z.B. bei Holzkonstruktionen wie Sparrendächern) müssen diese raumseitig von der Wärmedämmung angebracht werden((Die präzise Regel ist: "auf der warmen Seite")).\\
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 ==== Luftdichte linienförmige Anschlüsse ==== ==== Luftdichte linienförmige Anschlüsse ====
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 |//**Abbildung 3: Drei Möglichkeiten (siehe oben (I) bis (III)) zum dauerhaft\\ luftdichten Anschluss des Fensterrahmens im verputzten massiven\\ Mauerwerk (ergänzt nach [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper/Feist/Sariri 1999] ]]).**//|\\ |//**Abbildung 3: Drei Möglichkeiten (siehe oben (I) bis (III)) zum dauerhaft\\ luftdichten Anschluss des Fensterrahmens im verputzten massiven\\ Mauerwerk (ergänzt nach [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper/Feist/Sariri 1999] ]]).**//|\\
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-Durch diesen in dem Bespiel aus [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper 2008] ]] beschriebenen Grundsatz wird zugleich auch klar, dass ein **Wechsel der Luftdichtungsebene** zwischen Innen- und Außenseite des Tragwerks nach Möglichkeit vermieden werden sollte. Wenn diese abgeleitete Regel der Vermeidung des Lagewechsels durchgehalten wird, sind Anschlüsse zwischen gleichkonstruierten Bauteilen (z.B. Massivwand an Massivdecke oder –innenwand, Leichtbau-Außenwand an Leichtbaudach) planerisch meist wenig aufwendig. Anschlüsse zwischen Leichtbau- und Massivbauweise bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit.\\+Durch diesen in dem Bespiel aus [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper 2008] ]] beschriebenen Grundsatz wird zugleich auch klar, dass ein **Wechsel der Luftdichtungsebene** zwischen Innen- und Außenseite des Tragwerks nach Möglichkeit vermieden werden sollte((Ist das in bestimmten Fällen unvermeidbar, dann müssen die jeweiligen Dichtlage miteinander luftdicht verbunden werden)). Wenn diese abgeleitete Regel der Vermeidung des Lagewechsels durchgehalten wird, sind Anschlüsse zwischen gleichkonstruierten Bauteilen (z.B. Massivwand an Massivdecke oder –innenwand, Leichtbau-Außenwand an Leichtbaudach) planerisch meist wenig aufwendig. Anschlüsse zwischen Leichtbau- und Massivbauweise bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit.\\
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 ===== Durchdringungen der luftdichten Ebene ===== ===== Durchdringungen der luftdichten Ebene =====
  
-Nach den Bemühungen um eine geschlossene luftdichte Ebene ist es selbstverständlich, dass Durchdringungen am best[[planung:luftdichtheit|]]en vermieden bzw. reduziert werden müssen. In diesem Zusammenhang wird häufig vergessen, dass dies eine klare Planungsaufgabe darstellt. Nicht der Handwerker sollte konzeptlos einen irgendwie gearteten Weg durch die luftdichte Ebene „suchen“, sondern der Planer muss klar und eindeutig vorgeben wo und wie z.B. Rohre und Kabel durchgeführt werden sollen. Es hat sich dabei auf jeden Fall als einfacher und ökonomischer herausgestellt, nur wenige Punkte dafür vorzusehen (z.B. ein Öffnung durch eine Bodenplatte die dann vergossen werden kann) und dafür gute Details zu erarbeiten.+Nach den Bemühungen um eine geschlossene luftdichte Ebene ist es selbstverständlich, dass Durchdringungen am besten vermieden bzw. reduziert werden müssen, siehe Planung der [[planung:luftdichtheit|]]. In diesem Zusammenhang wird häufig vergessen, dass dies eine klare Planungsaufgabe darstellt. Nicht der Handwerker sollte konzeptlos einen irgendwie gearteten Weg durch die luftdichte Ebene „suchen“, sondern der Planer muss klar und eindeutig vorgebenwo und wie z.B. Rohre und Kabel durchgeführt werden sollen. Es hat sich dabei auf jeden Fall als einfacher und ökonomischer herausgestellt, nur wenige Punkte dafür vorzusehen (z.B. ein Öffnung durch eine Bodenplatte die dann vergossen werden kann) und dafür gute Details zu erarbeiten.
  
 In der Praxis eines Neubaus wie auch bei der Sanierung müssen daher folgende Punkte für die Realisierung einer gut luftdichten Gebäudehülle besonders beachtet werden: In der Praxis eines Neubaus wie auch bei der Sanierung müssen daher folgende Punkte für die Realisierung einer gut luftdichten Gebäudehülle besonders beachtet werden:
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   * Ausführungskontrolle\\   * Ausführungskontrolle\\
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 +===== Prüfung der Luftdichtheit (Dichtheitsmessung) =====
  
 +Die Dichtheit eine Gebäudes kann mittels eines Drucktest (Dichtheitsmessung oder „Blower Door Test“) festgestellt werden. Die gesamte Restleckage eines Hauses wird mit der Messung bestimmt. Für den Test wird in eine Tür- oder Fensteröffnung ein Gebläse eingebaut, mit welchem im ganzen Haus Unter- und danach Überdruck erzeugt wird. Mittels der Messvorrichtung am Gebläse wird bei Über- und Unterdrücken der geförderte Volumenstrom bei 10 bis ca. 70 Pa Druckdifferenz gemessen und ausgewertet. Daraus wird dann als charakteristischer Wert der Volumenstrom bei einer Druckdifferenz von 50 Pa ermittelt [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[EN 13829] ]].\\
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 +|{{ :picopen:09_blower_door_1_mit_logo.png?284 }}|{{ :picopen:09_blower_door_2_mit_logo.png?300 }}|
 +|//**Abbildung 1: Prinzipieller Messaufbau für die Messung der Luftdichtheit [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper/Feist/Sariri 1999] ]].**//||\\
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 +Als Ergebnis wird die Leckagerate n<sub>50</sub> mit der Einheit [1/h] bei der Prüfdruckdifferenz von 50 Pa berechnet. Sie ergibt sich aus dem gemessenen Leckagenvolumenstrom bei 50 Pa Druckdifferenz (Mittelwert aus Unter- und Überdruck) in der Einheit [m³/h], geteilt durch das Gebäudeluftvolumen V<sub>L</sub> in [m³]. Bezogen auf die Gebäudehüllfläche A [m²] ergibt sich der q<sub>50</sub>-Wert (Einheit [m³/(m²h)]).
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 +Drucktestergebnisse von unsanierten Altbauten liegen häufig in der Größenordnung zwischen 3 und 6 h<sup>-1</sup>; allerdings werden auch noch deutlich höhere Werte festgestellt. Energieeffiziente Gebäude sollten Werte kleiner 1 h<sup>-1</sup> erreichen; der Zielwert für Passivhäuser liegt unterhalb 0,6 h<sup>-1</sup>. Diese hohe Anforderung wird regelmäßig erreicht (vgl. [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper 2000] ]]). Auch bei sanierten Gebäude können so gute Luftdichtheitswerte regelmäßig erreicht werden wenn dies vom Beginn an im Fokus der Planung steht. Als Beispiele können hier die gut dokumentierten Sanierungen in Frankfurt a.M., Ludwigshafen und Nürnberg angegeben werden. Bei diesen Komplettsanierungen wurden Messwerte zwischen 0,4 und 0,7 h<sup>-1</sup> gemessen [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Kaufmann/Peper/Pfluger/ Feist 2009] ]] [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper/Feist 2008] ]] [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Darup et all 2005] ]].
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 +Bei fachgerechter Planung der Luftdichtheit und professioneller Ausführung unter Verwendung von geeigneten Materialien kann davon ausgegangen werden, dass die hohen Dichtheitswerte dauerhaft für ein Gebäude bestehen bleiben [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[Peper/Kah/Feist 2005] ]].\\
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 +===== Luftdichtheitsmessung bei Sanierungsvorhaben =====
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 +Je nach Umfang der Sanierungsvorhabens (Teil- oder Vollsanierung) wird die Luftdichtheit des Gebäudes ergänzt oder ganz neu geplant. Zumindest bei Vollsanierungsvorhaben ist es sinnvoll und hilfreich die **Luftdichtheit vor und nach den Sanierungsarbeiten festzustellen**. Mit der Messung vor Beginn der Sanierungsarbeiten (sog. Erst- oder Vorabmessung) können Problembereiche überprüft bzw. festgestellt werden, bei denen die Luftdichtheit ggf. nicht ausreichend ist. Diese Erkenntnisse sollten dann in die Planung der Luftdichtheit einfließen.
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 +__Beispiel:__ Der Fußboden im Erdgeschoss über dem unbeheizten Keller eines zu sanierenden Gebäude zeigt optisch Risse in der Fläche und an den Anschlüssen zu den Außen- und Innenwänden. Die Auswirkung auf die Luftdichtheit ist nicht bekannt. Deshalb wird die Luftdichtheit des Bereiches bei der Erstmessung untersucht, um das Sanierungsvorgehen in diesem Bereich festzulegen.
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 +Mit der Erstmessung wird gleichzeitig der Ausgangswert des Vorhabens dokumentiert, mit dem sich dann die realisierte Verbesserung zur Messung nach der Sanierung feststellen lässt. Dabei muss für die Planung schon bei der Erstmessung untersucht werden, welche Bauteile die luftdichte Ebene darstellen. Wenn sich diese bereichsweise als ausreichend luftdicht erweisen (z.B. intakter Innenputz), können sie in das neue Konzept übernommen werden.\\
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 +==== Durchführungshinweise ====
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 +Wenn bei einem Gebäude eine besonders niedrige Luftdichtheit zu erwarten ist (viele Leckagen), bzw. es sich um ein besonders großes Gebäude handelt, kann der Drucktest mit mehreren Gebläsen durchgeführt werden. Nach der Norm [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[EN 13829] ]] handelt es sich für große Gebäude (ab etwa 4.000 m³) auch um eine gültige Messung, wenn eine Druckdifferenz zwischen innen und außen von nur mindestens 25 Pa erreicht wird.
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 +Um das zu untersuchende Volumen zu verringern ist es bei Luftdichtheitsmessung von großen Gebäuden auch möglich, das Gebäude in Teilabschnitten zu untersuchen. Dazu muss geprüft werden, ob eine Aufteilung in zwei oder mehr Zonen technisch umsetzbar ist. In vielen Fällen wird sich die Trennung nicht 100 % luftdicht ausführen lassen. Dann werden die internen Leckagen mitgemessen und verfälschen den Messwert. Denkbar ist hier der Einsatz von einem weiteren Gebläse um im Restgebäude entsprechend den gleichen Druck aufzubauen („Schutzdruckmessung“). Der Aufwand für die Trennung des Gebäudes kann ggf. sehr groß werden. Diese Methode ist daher nur eingeschränkt zu empfehlen.
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 +Die Messungen sollten im Nutzungszustand des Gebäudes erfolgen. Das bedeutet, dass bei der Gebäudepräparation für die Messung nur Abklebungen von Öffnungen erfolgen dürfen, die auch sonst fest verschlossen sind. Zuluftöffnungen für z.B. eine raumluftabhängige Brennstelle (z.B. Gasetagenheizung oder Kohleofen) dürfen für die Messung nicht verschlossen oder abgeklebt werden. Diese Öffnungen sind im Betrieb notwendig und immer geöffnet; damit haben sie einen Einfluss auf die Luftdichtheit des Gebäudes und damit auf dessen thermische Beurteilung.
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 +Bei der Durchführung der Messung ist es auf jeden Fall angeraten immer eine Unter- UND Überdruckmessreihe durchzuführen, um das Gebäudeverhalten besser abzubilden und die Messgenauigkeit zu erhöhen. Der größere Zeitaufwand besteht in der Gebäudepräparation und in der Leckagesuche; die eigentliche Messung ist dagegen normalerweise dann in ca. nur 30 bis 40 Minuten durchführbar. Daher ist es nicht sinnvoll hier Zeit einzusparen.\\
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 +==== Volumenberechnung ====
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 +Der bei der Messung festgestellte Leckagevolumenstrom V<sub>50</sub> [m³/h] wird üblicherweise auf das tatsächlich beheizte Volumen V des untersuchten Gebäudes bzw. Gebäudeteils bezogen . Damit wird der Kennwert n<sub>50</sub>  berechnet.\\
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 +<WRAP center 60%>
 +$$
 +{n_{50} = \dfrac {V_{50}}{V} \; \; \; \; \; \; in \; \left[ \dfrac{1}{h}  \right] }
 +$$
 +</WRAP>
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 +Dieser ist von der Gebäudegröße unabhängig und kann gut zum Vergleich zwischen Gebäuden bzw. vor und nach der Sanierung genutzt werden. Das tatsächlich beheizte Gebäudevolumen berechnet sich aus der beheizten Wohnfläche mal der lichten Raumhöhe.
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 +Bei der Gebäudevolumenberechnung wird das Volumen in einer Wand, welches sich durch den Einbau eines Fensters oder einer Tür ergibt, nicht berücksichtigt. Auch bei abgehängten Decken wird nur das lichte Maß bis zur Abhängung berücksichtigt. Dies gilt unabhängig davon wie luftdicht die Abhängung ausgeführt ist. Diese Vereinbarung in Ergänzung der Norm [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[EN 13829] ]] nach [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[FliB 2002] ]] vereinfacht u.a. die Messungen in Altbauten, bei denen keine Detailpläne vorhanden sind.
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 +Unterzüge, sichtbare Sparren etc. werden nicht zum Abzug gebracht. Volumen unter Dachschrägen etc. werden mit ihrer tatsächlichen Größe berücksichtigt. Befinden sich Treppenräume innerhalb der luftdichten Ebene werden diese ebenfalls mit ihrer Grundfläche und der lichten Höhe ohne Berücksichtigung der Treppe selber angesetzt. Das bedeutet, dass das Volumen der Treppenstufen nicht vom Gebäudevolumen abgezogen wird (Vereinfachung der Berechnung). 
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 +Sollten bei einer Messung nach der Sanierung z.B. der Fußbodenaufbau bzw. die abgehängte Decke noch nicht oder noch nicht vollständig vorhanden sein, wird trotzdem das Volumen des fertigen Zustandes angesetzt.
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 +Das Volumen muss dabei vom Prüfer selber ermittelt und nachvollziehbar dokumentiert werden oder die verwendete Berechnung eines Dritten muss überprüft werden. Die raumweise Aufstellung muss in beiden Fällen dem Prüfprotokoll beigefügt werden, wobei die Quelle für die Maße angegeben werden sollte.
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 +Bei großen Gebäuden (ab ca. 1.500 m³) wird es aufgrund des günstiger werdenden A/V–Verhältnisses (Oberfläche zu Volumen) immer einfacher, niedrige n<sub>50</sub>-Werte zu realisieren. Bezogen auf die Hüllfläche wird das Gebäude aber - bei gleichbleibendem n<sub>50</sub>-Wert - immer undichter (siehe //**Abbildung 2**// mit //**Tabelle 1**//). Daher ist es notwendig auch den sogenannten q<sub>50</sub>-Wert [m³/h/m²] zu bestimmen. Dieser ergibt sich aus dem Leckagevolumenstrom V<sub>50</sub> im Verhältnis zur gesamten Hüllfläche des Gebäudes.\\
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 +
 +<WRAP center 60%>
 +$$
 +{q_{50} = \dfrac {V_{50}}{A} \; \; \; \; \; \; in \; \left[ \dfrac{m^3}{hm^2} \right] }
 +$$
 +</WRAP>
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 +\\
 +Zur Kalkulation der in einem großen Gebäude für die Messung benötigten Luftfördereinrichtungen (Ventilatoren) ist der q<sub>50</sub>-Wert besser geeignet. 
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 +Die Berechnung der Hüllfläche ist in [[Planung:Sanierung mit Passivhaus Komponenten:Wärmeschutz:Luftdichtheit#Literatur|[EN 13829] ]] angegeben. Als Hüllfläche wird die Gesamtfläche aller Böden, Wände und Decken verstanden welche das Volumen umschließen (beim Reihenhaus auch die Trennwände zum Nachbargebäude). Auch die Bereiche unter dem Erdniveau sind dabei eingeschlossen. Zur Berechnung werden die „__Innen__maße über alles“ verwendet. Die Stirnfläche von einbindenden Innenwänden, Decken und Böden werden __nicht__ abgezogen, was die Berechnung vereinfacht.\\
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 +|{{ :picopen:n50_q50_deu_saeulen.png?500 }}|
 +|//**Abbildung 2: Zusammenhang vom q<sub>50</sub>-Wert bei 6 unterschiedlich großen\\ Beispielgebäuden (Ansatz: Einfache Quaderformen unterschiedlicher\\ Abmessungen) bei gleichbleibendem n<sub>50</sub>-Wert.**//|\\
 +\\
 +|   ^V\\ [m<sup>3</sup>]^A\\ [m<sup>2</sup>]^A/V\\ [1/m]^n<sub>50</sub>\\ [1/h]^V<sub>50</sub>\\ [1/h]^q<sub>50</sub>\\ [m<sup>3</sup>/h/m<sup>2</sup>]^
 +^Gebäude 1|   200     210     1.05     **0.6**     120     **0.57**   |
 +^Gebäude 2|   360     312     0.87     **0.6**     216     **0.69**   |
 +^Gebäude 3|   4 080     1 568     0.38     **0.6**     2 448     **1.56**   |
 +^Gebäude 4|   9 000     2 820     0.31     **0.6**     5 400     **1.91**   |
 +^Gebäude 5|   25 200     5 500     0.22     **0.6**     15 120     **2.75**   |
 +^Gebäude 6|   62 500     10 000     0.16     **0.6**     37 500     **3.75**   |\\
 +//**Tabelle 1: Daten der 6 Gebäude zur Darstellung in Abbildung 2.**//\\
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 ==== Siehe auch ==== ==== Siehe auch ====
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