planung:waermeschutz:waermeschutz_funktioniert:vier_innendaemmsysteme_im_vergleich_messungen_und_hygrothermische_simulationen

Vier Innendämmsysteme im Vergleich – Messungen und hygrothermische Simulationen

Einleitung

Historische Gebäude weisen häufig keinerlei Dämmung der Außenwände auf. Dies hat unkomfortabel niedrige Oberflächentemperaturen und einen hohen Heizwärmebedarf zur Folge. Durch nachträgliche Dämmung können mit modernen Gebäuden vergleichbare Komfortbedingungen geschaffen werden. Die Isolation von außen ist aus bauphysikalischer Sicht stets der Innendämmung vorzuziehen. Allerdings ist dies in vielen Fällen z.B. aufgrund von Denkmalschutzauflagen nicht möglich. Dann ist Innendämmung eine sinnvolle Option, die allerdings eine genauere Untersuchung möglicher Risiken erfordert. Da die Bestandswand durch die Dämmung auf der Innenwand deutlich kälter wird, steigt das Risiko für Feuchteschäden. Liegen Holzbalkendecken vor, so besteht außerdem die Gefahr der Auffeuchtung der im kalten liegenden Balkenköpfe. Bei dem Wohnkomplex “Hohenzollern-Höfe“ in Ludwigshafen mit seiner neobarocken Fassade kommen diese Punkte zusammen. Die 180 Wohneinheiten des 1923 errichteten Gebäudes werden seit 2010 schrittweise saniert [Zaman 2010] .

Abbildung 1:
Foto eines Teils des Wohnkomplexes “Hohenzollern-Höfe”, Ludwigshafen (links).


Der Wandaufbau nach der Innendämmmaßnahme ist rechts zusammen mit den Messpunkten skizziert.


Die straßenseitige, neobarocke Fassade (Abbildung 1) konnte aus Denkmalschutzgründen nicht mit einem Wärmedämmverbundsystem gedämmt werden. Zur wärmeschutztechnischen Verbesserung wurden vier verschiedene Innendämmsysteme in jeweils unterschiedlichen Räumen eingesetzt. Um die feuchte- und wärmetechnischen Auswirkungen der Innendämmung allgemein und speziell auf die Holzbalkenköpfe bewerten zu können, wurden Temperatur und relative Feuchte an zahlreichen Stellen im Wandaufbau aufgezeichnet [Bräunlich 2013] . Wegen der unterschiedlichen Innenraumbedingungen ist eine direkte Schlussfolgerung aus den Messwerten auf die Performance der Dämmsysteme nicht möglich. Dies wird erst durch gekoppelte thermische und hygrische Simulationen möglich. Sinnvoll ist das allerdings nur, wenn die Simulation die Realität auch ausreichend genau abbildet, was im Folgenden überprüft wird.

Weiterführende Abschnitte für Mitglieder der IG Passivhaus

Zusammenfassung

Nach einem Messzeitraum von mehr als 2 Jahren haben alle Innendämmsysteme gut funktioniert und es gibt weder in den regulären Aufbauten noch in den Holzbalkenköpfen Hinweise auf Feuchteprobleme. Es wurden Simulationen mit den gemessenen Randbedingungen durchgeführt, die sehr gute Übereinstimmungen bezüglich der Temperaturen aufweisen. Nur für den Dämmputz wurden deutlich Abweichungen beobachtet. Auch die Feuchteentwicklung konnte mit einer Abweichung < 5 % am Ende des Betrachtungszeitraums wiedergegeben werden. Durch Veränderungen des Dampfdiffusionswiderstands der Dämmstoffe konnten die gemessenen Verläufe der RF noch besser abgebildet werden. Die Unterschiede zwischen den Dämmsystemen bei gleichen Innenbedingungen fallen geringer aus als es die gemessenen Daten vermuten lassen (nicht gezeigt).

Die Ergebnisse zeigen, dass Innendämm-Maßnahmen, gut geplant und sorgfältig ausgeführt, die Wohnqualität verbessern, den Bautenschutz gewährleisten und zu einer bedeutenden Energieeinsparung führen. Für diese Erfolge ist es allerdings wichtig, dass Maßnahmen zur Luftdichtheit und zur Wärmebrückenreduktion eingehalten werden.

Die in der Messung stark angestiegene RF im zweiten Winter für den Dämmputz und die PU-Platten sind auf die erhöhten Raumluftfeuchten von > 60 % zurück zu führen. Diese Werte sind vermutlich durch einen Ausfall der Lüftungsanlage bedingt. Dies macht zwei Punkte deutlich:

  • Für den Feuchtegehalt im Wandaufbau sind die Innenbedingungen mindestens genauso wichtig, wie das Dämmsystem selbst.
  • Besonders im Zusammenhang mit Innendämmung hilft eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage die Raumfeuchte zu begrenzen, wodurch das Feuchterisiko deutlich reduziert wird.


Literatur

Zaman 2010Zaman, A., Hohenzollernhöfe Sanierung einer denkmalgeschützten Wohnanlage mit Passivhaus-Komponenten, LUWOGE, Tagungsband 14. Int. Passivhaustagung, Dresden
Bräunlich 2013Bräunlich, K.; Kaufmann, B., Messung der Holzfeuchteentwicklung in Balkenköpfen bei einer Sanierung mit Innendämmung, 17. Int. Passivhaustagung 2013, Frankfurt
BBS 2010Leimer, H. P., Bode, J.; Hygrothermische Berechnungen für die Holzbalkenköpfe in der innen gedämmten Außenwand, Gutachten 2009 825-1 vom 1.2.2010, BBS Ingenieure, Wolfenbüttel, im Auftrag der LUWOGE
Nicolai 2010DELPHIN: Simulation program for coupled heat, air, moisture, salt and VOC transport. Available at: www.bauklimatik-dresden.de
ZimenWettermessdaten vom Zimen-Luftmessnetz des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Ludwigshafen-Mundenheim


Siehe auch

Übersicht der Passipedia Artikel zum Thema Altbausanierung

Übersicht der Passipedia Artikel zum Thema „Wärmeschutz funktioniert“

Übersicht aller Beiträge zur 18. Internationalen Passivhaustagung 2014 in Aachen

Tagungsband zur 18. Internationalen Passivhaustagung 2014 in Aachen

planung/waermeschutz/waermeschutz_funktioniert/vier_innendaemmsysteme_im_vergleich_messungen_und_hygrothermische_simulationen.txt · Zuletzt geändert: 2022/03/18 15:02 von wfeist