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Elektrisches Moped

Ein Erfahrungsbericht von Artur Tarassow https://mastodon.social/@atecon

Ich fuhr bis 2021 einen typischen 2-Takter mit den typischen Eigenschaften: Laut, stinkend (da Verbrenner), unzuverlässig (mit dem Anlasser war ständig etwas) und zuletzt war der Verbrauch mit ca. 3 Liter auf 100 km recht hoch für ein so kleines Gefährt.

Bei einer großen Handelskette gab es 2021 ein E-Moped für unter 1500 € im Angebot. Bis dahin bin ich noch nie E-Moped gefahren, dachte mir aber, dass ich es mal für diesen Preis versuche. Es sollte eine Entscheidung werden, die ich bis heute nicht bereue.

So ein E-Moped benötigt nur wenig Stellfläche. Hier haben mehrere solche Fahrzeuge sogar unter einem Dach Platz. Abb. 1Das Gefährt hat einen Radnabenmotor (48V) mit einer Nennleistung von 1,44 kW und fährt max. 45 km/h. Auf dem Markt gibt es auch Varianten mit stärkeren Motoren. Das Gewicht beträgt gerade mal 67 kg inklusive Akku.

Der Akku ist vom Typ Lithium-Ionen mit 48V und 26 Ah Kapazität (das sind 1.248 Wh) und wiegt 7 kg. Mitgeliefert wird ein Ladegerät mit einem speziellen Anschluss für den Akku. Das Aufladen der Batterie dauert ca. 4 Stunden. Das Ladegerät zieht rund 310 Watt während des Ladevorgangs. Die Batterie kann sehr einfach aus der Sitzbank herausgenommen werden, um diese z.B. in der Wohnung aufzuladen. Es gibt auch einen Ladeanschluss am Fahrzeug, welchen ich aber bisher nicht genutzt habe. Das ist insbes. für Hausbesitzer praktisch, wenn man den Roller z.B. in der Garage laden kann.

Die Reichweite beträgt rund 50 km. 10% weniger im Winter und 10% mehr bei wärmeren Temperaturen und vorausschauender Fahrweise, die zu viele Brems-Beschleunigungszyklen vermeidet. Eine zweite Person auf dem Roller hat nur sehr geringen Einfluss auf die Reichweite. Der Roller hat leider keine Rekuperation. Es gibt unter der Sitzbank Platz für einen zweiten Akku, der um die 500€ kostet – für Vielfahrer mag sich das lohnen.

Vorteile gegenüber einem Verbrenner-Roller:

  • lautlos
  • geruchslos
  • gute Beschleunigungswerte (bei 2 Personen wird es dann doch recht träge)
  • volles Drehmoment steht immer zur Verfügung
  • Einfacher aufgebaut als ein Verbrenner und dadurch weniger anfällig für technische Probleme
  • Leichter als ein typischer Verbrenner
  • springt immer sofort an, egal wie lange er bei Wind und Wetter draußen stand

Die Verbrauchswerte sind überragend und zeigen die Effizienz des Elektromotors. Meine Erfahrungswerte zeigen bei typischer Nutzung im Jahresschnitt einen Verbrauch von 3 bis 3,5 kWh pro 100 km. Das sind umgerechnet ca. 0,3 bis 0,35 Liter Benzin je 100 km. Jeder meiner Kollegen, der mit dem Auto durch die Stadt pendelt, blickt fassungslos bei solchen Werten. Die Verbrauchseinsparung zum vorherigen Verbrenner-Roller beträgt 90 % (!).

Akku entnehmen und einfach an der Steckdose aufladen. Gibt es eine PV-Anlage, dann geht das sogar vollständig mit erneuerbarer Energie.Abb. 2Einmal „Volltanken“ für 50 km (1,5 kWh) kostet aktuell 1,5 x 0,4 € = 0,60 €. Da ich versuche den Akku tagsüber zu laden, kann ich, bei sonnigem Wetter, mittels 300 Watt Balkonkraftwerk den Akku sogar nahezu kostenlos laden.

Die einzigen Fixausgaben betragen jährlich ca. 50 € für die Versicherung. Reparaturkosten sind bisher nicht angefallen.

Warum ist E-Roller fahren so günstig? Neben des hohen Wirkungsgrads eines E-Motors spielt das Gewicht eine Rolle. Gerade stop-and-go-Verkehr in der Stadt kostet viel Energie, da die Leermasse M ständig mitbeschleunigt werden muss1). Hier die Gewichtsverhältnisse verschiedener Verkehrsmittel zum Menschen (m=70 kg):

  • SUV mit 2000 kg: M/m = 28,5
  • Mittelklasse PKW mit 1500 kg: M/m = 21,4
  • Kleinwagen PKW mit 1100 kg: M/m = 15,7
  • E-Moped mit 70 kg: M/m = 1

Das Gewichtsverhältnis von PKW-zu-Mensch ist mind. Faktor 15 höher als das des leichten Zweirades. Ein E-Roller Motor muss demnach weniger Masse beschleunigen.

Ich nutze das Fahrzeug für Ausflüge (auch zu zweit) an den Stadtrand und pendle damit zur Arbeit. Eine Strecke zum Arbeitsplatz beträgt dabei 12 km durch die Stadt. Man kann, trotz der Begrenzung auf 45 km/h, auch in Hamburg gut im Verkehr „mitschwimmen“.

Ich habe auch ein Topcase, um meinen Helm oder Sachen zu verstauen. Im Prinzip sollte es sogar möglich sein, einen kleinen Anhänger anzuhängen.

Dieser Beitrag und die enthaltenen Informationen wurden vom Nutzer eines solcher E-Mopeds, Artur Tarassow, zusammengestellt. Seine Mastodon-Adresse: https://mastodon.social/@atecon Herzlichen Dank dafür!

1)
Vgl. https://passipedia.de/verkehr/kleinfahrzeuge#fnt__5 , da wird quantifiziert, wie kinetische Energie beim Beschleunigen aufgebaut wird – und sodann bei jedem Bremsvorgang in herkömmlichen Bremsen in thermische Energie verwandelt wird – welche dann nutzlos an die Umgebung verloren geht. Durch rekuperatives Bremsen (E-Motor als Generator laufen lassen) ließe sich bei elektrischen Fahrzeugen sogar ein Teil der Energie wieder in die Batterie zurückladen
verkehr/elektrisches_moped.txt · Zuletzt geändert: 2023/02/27 18:31 von wfeist